Wie ein Alchemist darf man sich selbst offen hingeben und gespannt experimentieren. Quelle: https://en.m.wikipedia.org/wiki/File:Joseph_Wright_of_Derby_The_Alchemist.jpg

Einleitung

Stell dir einen Alchemisten vor, der in seinem alten Laboratorium das scheinbar Unmögliche vollbringt: Aus schwerem, grauem Blei erschafft er pures, leuchtendes Gold. Diese uralte Metapher der Alchemie ist ein Sinnbild für inneres Wachstum. Genauso können wir unsere tiefen, schweren Emotionen in strahlende Liebe und Freude verwandeln, wenn wir lernen, sie wirklich anzunehmen und zu transformieren. In diesem poetischen Streifzug durch die Welt der Gefühle erkunden wir die Bewusstseinsskala nach Dr. David Hawkins und wie Akzeptanz und Loslassen uns wie ein innerer Alchemist verwandeln können.

Die Bewusstseinsskala der Emotionen

Der Psychiater Dr. David R. Hawkins entwickelte eine Bewusstseinsskala, die verschiedene Gefühlszustände auf einer Art Leiter anordnet – von den niedrigsten Schwingungen der Verzweiflung bis zu den höchsten Schwingungen der Erleuchtung. Auf den unteren Stufen dieser Skala finden wir Emotionen wie Scham, Schuld, Angst und Trauer, die sich oft schwer und bleiern anfühlen. Weiter oben steigen wir auf zu Wut und Stolz, die zwar mehr Energie haben, aber noch von Negativität geprägt sind. Ab einem Wendepunkt – Hawkins setzt ihn etwa bei der Stufe Mut (200) – wandeln sich die Gefühle ins Positive: Es folgen Vertrauen und Bereitschaft, dann die  transformative Akzeptanz (350), weiter zu Liebe (500) und Freude (540), und schließlich ganz oben die leuchtenden Ebenen von Frieden (600) und Erleuchtung (700-1000). Diese Skala zeigt: Je höher wir aufsteigen, desto leichter, weiter und liebevoller wird unser inneres Erleben.

Skala des bewusstseins nach dr. david r. hawkins

Man kann sich diese Stufen wie Frequenzen vorstellen: Niedere Emotionen vibrieren langsam und ziehen uns nach unten, höhere Emotionen schwingen schneller und heben uns empor. Wenn wir in Angst oder Trauer gefangen sind, fühlt sich die Welt eng und dunkel an. Hingegen in Zuständen von Liebe oder innerem Frieden erleben wir eine weite, lichtvolle Realität. Doch wie gelangen wir von den unteren Stufen zu den oberen?

Hier kommen folgende alchemistischen Zutaten ins Spiel; mit der wir die Rohstoffe unserer Seele verwandeln können: Wertfreies beobachten und erkennen, Akzeptanz, Entschlossenheit und entsprechendes handeln.

Also gut, folgender Vier-Schritte-Plan zusammengefasst von Cartman soll eine hilfreiche Übersicht verschaffen:

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Die Alchemie der Gefühle – Emotionen annehmen und transformieren

In der inneren Alchemie geht es darum, Gefühle voll und ganz anzunehmen, anstatt sie wegzudrücken oder davor wegzulaufen. Jeder von uns trägt mal bleischwere Gefühle in sich – sei es tiefe Trauer, Wut oder Angst. Diese Emotionen wollen gesehen und gefühlt werden. Wie ein Alchemist das rohe Blei zuerst sammelt und erhitzt, dürfen wir unsere rohen Gefühle ins Bewusstsein holen und im Feuer unserer Aufmerksamkeit halten. Indem wir sie wertfrei beobachten und akzeptieren, beginnen sie, sich zu wandeln.

Akzeptanz bedeutet nicht, dass uns die Situation, die das Gefühl ausgelöst hat, gefällt. Es bedeutet, dass wir aufhören zu kämpfen. Wir erlauben dem Gefühl, da zu sein – mit all seinem Schmerz, seiner Schwere, seiner Intensität. In diesem Akt des Loslassens der inneren Widerstände passiert etwas Wunderbares: Das Gefühl darf fließen. Die Energie, die vielleicht lange in uns blockiert war, kommt in Bewegung. Oft steigen dabei Tränen auf – Tränen der Erleichterung, der Hingabe. So wie der Alchemist geduldig darauf wartet, dass sich das Blei im Schmelztiegel auflöst und umwandelt, so warten wir in der Akzeptanz geduldig darauf, dass sich unsere Emotion transformiert. Und tatsächlich, nach einer Weile spüren wir, wie das schwere Gefühl weicher wird, an Intensität verliert und sich schließlich auflöst oder verwandelt. Zurück bleibt etwas Neues, Wertvolles – vielleicht Erkenntnis, vielleicht Vergebung, vielleicht ein tiefes Mitgefühl mit uns selbst. Das innere Blei wird zu Gold.

Giphy

Nein, keine Angst, so geht echte Hypnose schon lange nicht mehr
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Das Herz in meinen Händen – eine persönliche Vision

Während einer tiefgehenden Hypnosesitzung mit dem Hypnose-Therapeuten Manuel Grämiger tauchte ich in mein Inneres hinab und erlebte eine außergewöhnliche Vision:

Nach der langen Reise hinab in die Tiefen meines Unterbewusstseins, stand ich dann Plötzlich vor einer grossen Tür. Ich wusste, „nun ist der Moment gekommen, jetzt gehts ans eingemachte“. Also öffnete ich die Türe und befand mich in einem unendlich weissen Raum. Mein ungeduldiges bewusstsein fragte sich; „ja toll, das solls jetzt gewesen sein?“, doch ich wusste, es wird sich dann schon zeigen, sobald die Zeit reif ist. Die Stunden vergingen und es kam und kam nichts – Spass beiseite – nach ca. 1-3 Minuten erschien eine Truhe vor mir – kennt ihr das Gefühl von „aha!“ und „…oha“ zugleich? Genau das war der Fall.
Ich öffnete ganz zaghaft die Truhe und hielt ein weisses Herz in den Händen,

ich sah es so klar und warm vor mir pulsieren als wäre es echt – instinktiv wusste ich, dass es sich um mein eigenes handelte. Dieser Anblick durchdrang mich mit einerWucht, die ich kaum in Worte fassen kann – es war, als würde ich zum ersten Mal wirklich mein eigenes Herz wahrnehmen, all die Liebe und Verletzlichkeit, die darin wohnen und dann passierte es;

In diesem Moment brach etwas in mir auf. Wie ein Staudamm, der sich löst. Eine tiefe Traurigkeit stieg aus den verborgensten Winkeln meiner Seele empor. Tränen schossen in meine Augen und begannen über mein Gesicht zu fließen. Ich weinte, schluchzte und krümmte mich –aus tiefstem Herzen (Was für ein Wortspiel!), komplett hingebungsvoll, mit jeder Faser meines Seins. Es fühlte sich an, als würde all der Schmerz aus meinem Herzen strömen, all die Male, in denen ich geglaubt hatte, nicht genug Liebe zu bekommen. Während ich dieses Herz in den Händen hielt, wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich die Liebe so lange im Außen gesucht hatte – in anderen Menschen, in Erfolgen, in äußeren Bestätigungen. Diese Erkenntnis traf mich ins Mark, und ich ließ los: Ich ließ all die Trauer darüber zu, weinte um all die verlorene Zeit, in der ich glaubte, leer zu sein. Jede Träne, die fiel, war wie ein Tropfen, der das glühende Metall kühlt; jede Träne linderte die alte Sehnsucht ein wenig mehr.

Und dann – nach vielleicht drei bis fünf Minuten Minuten (es fühlte sich an als wäre ich eine Stunde dran) des intensiven Weinens – geschah etwas Unerwartetes. Die Trauer ebbte wie ein Sturm ab, und in der plötzlichen Stille danach keimte ein leises Lächeln auf. Aus dem Nichts wellte ein Lachen in mir hoch, zuerst zaghaft, dann immer kräftiger, bis ich schließlich herzhaft lachte. Es gab keinen äußeren Anlass zu diesem Lachen; es kam aus meinem inneren, spontan und frei fliessend. Ich lachte und spürte zugleich, wie sich ein tiefer Friede in mir ausbreitete – ein Frieden, der warm und tröstlich in meinem Brustraum schwang. In diesem Augenblick erkannte ich die Wahrheit: Die Liebe, die ich mein Leben lang im Außen gesucht hatte, war  und ist schon immer in mir. Ich hielt sie ja sprichwörtlich in meinen eigenen Händen. Dieses Wissen erfüllte mich mit einer stillen Glückseligkeit. Die zuvor vergossenen Tränen hatten mein Herz gereinigt, und was nun daraus hervorstrahlte, war pure Freude, Frieden und Liebe.

Aus Blei wird Gold – von der Trauer zur Freude

Was in jener Hypnose-Erfahrung geschah, ist nichts anderes als innere Alchemie. Ich durfte erfahren, wie Akzeptanz und Loslassen direkt in tiefe Freude und inneren Frieden führen können. Indem ich meine Trauer voll angenommen habe – ohne Vorbehalt, ohne mich dagegen zu wehren – verwandelte sie sich wie von selbst in Lachen. Aus der dunklen Nacht der Seele ging eine Sonne auf. Diese Erfahrung hat mich  zutiefst gelehrt, dass in jedem Schmerz bereits die Saat der Freude liegt, so wie in jedem Stück Blei das Gold schon angelegt ist.

Jedes Mal, wenn wir ein schwieriges Gefühl bewusst durchleben, halten wir innerlich den Schmelztiegel für unsere Emotionen bereit. Wir sind der Alchemist, der mutig ins eigene Herz schaut. Aus Angst kann Klarheit werden, aus Wut kann Kraft werden, aus Trauer kann  Liebe werden – wenn wir es zulassen. Die Kraft der Verwandlung steckt in der Annahme dessen, was ist. Sobald wir aufhören, 

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Wir tragen alles was wir wahrhaftig brauchen in unserem Herzen
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Snow_heart_in_hands_(Unsplash).jpg

uns gegen unsere Gefühle zu stemmen, verlieren sie ihre Macht über uns. Wir gelangen auf der Bewusstseinsskala aus den niedrigen Frequenzen Schritt für Schritt hinauf in höhere: von der Ohnmacht zur Zuversicht, vom Groll zur Vergebung, von der Enge der Angst zur Weite des Vertrauens.

Am Ende dieses alchemistischen Prozesses steht die Erkenntnis, dass wir die Quelle der Liebe in uns selbst tragen. So wie der Alchemist im Mythos am Ende nicht nur materielles Gold gewinnt, sondern auch Weisheit, so gewinnen wir durch die Verwandlung unserer Emotionen innere Weisheit und tiefen Frieden. Die Liebe, nach der wir uns sehnen, ist kein ferner Schatz, den es zu finden gilt – sie leuchtet bereits in uns, bereit, von uns erkannt  und GELEBT zu WERDEN.

In diesem Sinne:
Fühle deine Gefühle, nimm sie an, halte sie liebend in deinem Bewusstsein – und erlebe, wie sich das Blei deiner , Verletzungen, Zweifel und Ängste in das Gold von innerem Wachstum, Freude und Liebe wandelt. Gerne möchte ich an dieser Stelle Cartman das Schlusswort übergeben:

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